Mit Kapital und Zeit: So lässt sich die «Klimadiktatur» verhindern

Um die Erderwärmung zu verlangsamen, braucht es drei Dinge: eine dramatische Veränderung unseres Lebensstils, richtig viel Kapital und Zeit. Gerade der Faktor Zeit wird in aktuellen Diskussionen zu wenig beachtet. Doch gerade für neue Produkte braucht es Zeit. In der Zeit, in der ein neues Produkt Marktreife erreicht, könnte die Politik schon bald stärker in unsere Privatsphäre eingreifen, als uns lieb ist. Diese drohende «Klimadiktatur» lässt sich abwenden.

Inhaltsverzeichnis:

Blogspecial wiLLBe-Walk Video

«Wenn Kinderaugen auf den Klimawandel blicken»

Um die Themen «Erderwärmung» und «Folgen des Klimawandels heute und morgen» aus einer zusätzlichen Perspektive zu diesem Blog zu besprechen, hat sich unser Experte Javier mit Celia, einer Primarschülerin, getroffen. Das nachfolgende Video begleitet die beiden bei dem sehr persönlichen Austausch vor den Toren von Vaduz.

Celia und Javier teilen auf dem wiLLBe-Walk ihre persönlichen Gedanken zum Thema «Klimawandel»:

In Form der Erderwärmung ist der Klimawandel für uns Laien am besten greifbar: Extreme Ereignisse wie Hitzewellen, Stürme oder vermeintliche Jahrhundertgewitter suchen immer häufiger auch die Schweiz, Deutschland und Österreich heim.

Alle Berichte des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC, Quelle LinkedIn) bestätigen den Klimawandel auf breiter Front. Mehr noch, diese Berichte bestätigen, dass der Klimandel durch den Menschen ausgelöst wurde. Aussergewöhnliche Wettersituationen häufen sich, die Gletscher ziehen sich weltweit zurück und in der Nordsee schrumpfen die Fischbestände, unter anderem weil die Wassertemperaturen steigen. 

Um die Erderwärmung zu stoppen, müssen wir unser Verhalten im Alltag verändern. Aber das beschränkt sich keineswegs auf den Umgang mit Ressourcen: Vielmehr müssen wir uns auch entscheiden, in welche Projekte wir unsere Zeit und unser Geld investieren wollen.

Die CO₂-Konzentration steigt und steigt – ohne Ende?

Die starke mediale Berichterstattung ist nur ein Zeichen dafür, wie sehr uns das Thema Klimawandel beschäftigt. Auch die Daten sprechen eine deutliche Sprache: So hat sich die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre seit der industriellen Revolution stetig und massiv erhöht. Wurden vor rund 150 Jahren in der Luft noch rund 300 Parts per Million (ppm) gemessen, so sind es heute bereits deutlich mehr als 400 ppm – Tendenz weiterhin steigend (Quelle: www.ourworldindata.org).

CO₂-Konzentration über die Jahrtausende:

Chart: Entwicklung des CO2-Ausstosses über die Jahrtausendwende
Quelle: www.ourworldindata.org.

 

Hier kann die Entwicklung des CO₂-Ausstosses über die Jahrtausendwende verfolgt und individuelle Ländervergleiche aufgezeigt werden.

Erderwärmung verlangsamen – mit Zeit und Kapital

Bis klimaneutrale Produkte und Lösungen als Alternativen für die bestehende Produkte und Infrastruktur zur Verfügung stehen, wird viel Zeit vergehen – und zwar aus folgenden Gründen:

  1. Innovation ist ein Trial-and-Error-Prozess. Er dauert Jahre – oft sogar Jahrzehnte.
  2. Innovationen müssen die notwendigen Marktanteile gewinnen, damit sie sich durchsetzen können. Auch das dauert.
  3. Unternehmen brauchen Anreize für klimarelevante Innovationen. Aber die entsprechenden politischen Prozesse sind in der Regel äusserst träge.

Das Netto-Null-Ziel für das Jahr 2050 mag suggerieren, wir hätten noch genügend Zeit, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Tatsächlich aber müssen wir uns schon heute massiv engagieren, ansonsten wird die Klimazielvorgabe von + 2°C nicht erreicht. Bereits im IPCC-Bericht 2021 wurde eingeräumt, dass das 1.5°C Ziel immer unwahrscheinlicher wird. 

«Um das Netto-Null-Ziel für das Jahr 2050 zu erreichen, müssen wir uns jetzt engagieren.»
Portrait Javier Lodeiro
Javier Lodeiro
Experte für Impact Investing bei wiLLBe

Investitionen verhindern eine mögliche «Klimadiktatur»

Was wird passieren, wenn sich der dringend notwendige Erfolg im Kampf gegen den Klimawandel in den kommenden Jahren nicht einstellt? Dann könnte sich die Politik gezwungen sehen, unsere Freiheiten einzuschränken. Die sonntägliche Passfahrt mit dem Motorrad oder auch Ferien in fernen Ländern könnten massiv teurer – oder gar verboten – werden. Aber dieser Zwang wird kaum akzeptiert werden: Wie gut (oder wie schlecht) wir mit der Beschneidung unserer Freiheiten leben können, zeigte die Corona-Pandemie.

In unserem demokratischen Verständnis wird eine Entschärfung der Klimasituation nur dann gelingen, wenn sie sich mit Innovation bzw. über finanzielle Anreize realisieren lässt. In diesem Transformationsprozess spielen Investments im Allgemeinen und Impact-Investments im Speziellen eine ausschlaggebende Rolle. 

Tue was fürs Klima – als Anleger:in hast du’s in der Hand!

Fakt ist: Die Gesellschaft muss heute investieren, um den Klimawandel abzuwenden. Eine Stabilisierung – und später womöglich eine effektive Entschärfung – der Klimasituation läuft zeitlich verzögert ab und wird erst künftigen Generationen zugutekommen.

Sichtbar sind im Moment lediglich die enormen Beträge, die in klimarelevante Themen investiert werden: Diese Gelder gelangen durchaus zu Unternehmen und in Projekte, die sich dem Schutz des Klimas und der Ressourcen widmen. Aber bis derart nachhaltige Investitionen Früchte tragen, werden Jahre oder Jahrzehnte vergehen.

«Damit Lösungen und Technologien unsere Wirtschaft verändern können und der Ausstoss von Kohlendioxid verringert werden kann, müssen sie skaliert werden. Um diese wichtigen Ziele zu unterstützen, wird geduldiges, gut verwaltetes Kapital benötigt.»
Larry Fink
Verwaltungsratspräsident und CEO von BlackRock

Wollen wir die Klimakrise in den Griff bekommen, müssen wir uns aktiv und umfassend mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen – jede und jeder von uns, als Konsument:in genauso wie als Investor:in. Privatanleger:innen und institutionelle Investoren:innen ist in der Lage, die Zukunft aktiv mitzugestalten (– und entsprechend Geld in diesem Prozess zu verdienen). Wir schulden künftigen Generationen, die Klimaherausforderung abzuwenden. Wir schulden künftigen Generationen aber auch, eine Klimadiktatur abzuwenden.

Portrait Javier Lodeiro

Javier Lodeiro

Experte für Impact Investing bei wiLLBe

Egal, ob es um erneuerbare Energien, nachhaltige Anlagen oder Biodiversität geht, Javier Lodeiro behält den Durchblick. Als LLB-Fondsmanager und langjähriger Finanzanalyst verfolgt und analysiert er bei der LLB die Nachhaltigkeitstrends. Javier begleitet dich auf deinem Weg als Investor:in mit Impact gerne mit Hintergründen und praktischen Tipps, damit wir nachfolgenden Generationen gemeinsam eine möglichst intakte Welt übergeben können.